Die Karolinenkirche - Die älteste evangelische Kirche Altbayerns
1802 kamen Siedler aus der Pfalz in die Moorgegend bei Rosenheim, östlich von München und gründeten den Ort Großkarolinenfeld. Sie waren der Einladung des späteren Königs Max-Josef gefolgt. Bei seiner Eheschließung mit Karoline von Baden wurde dieser das Recht zugestanden, ihre evangelische Konfession zu behalten. Damit war erstmals seit Jahrhunderten auch Evangelischen die Ansiedlung auf Bayerischem Gebiet erlaubt. Bereits 1805 zog der erste protestantische Pfarrer ins neugebaute Pfarrhaus ein.
Schon damals war der ökumenische Geist so lebendig, dass evangelische Pfarrer katholische und evangelische Kinder unterrichteten und katholische Pfarrer Evangelische und Katholiken tauften und beerdigten. Bis heute ist dieses ökumenische Band zwischen den beiden Kirchengemeinden erhalten geblieben und gewachsen.
Am 13. Oktober 1822 wurde die Karolinenkirche als erster eigenständiger evangelischer Kirchenbau Altbayerns (Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz) auf den Namen der Königin Caroline eingeweiht. Bei den Einweihungsfeierlichkeiten wurde ein Schreiben der Königin mit diesen Worten verlesen.
Ich habe mit wahrem Anteil vernommen, dass die protestantische Gemeinde Großkarolinenfeld nunmehr in den Besitz eines anständigen Gotteshauses gekommen ist und genehmige sehr gerne die Bitte der Gemeinde, dass diese neue Kirche meinen Namen erhalte, womit ich verbleibe desselben wohlgeneigte Caroline.
Die Kirche ist nach Plänen des Münchner Architekten Gustav von Vorherr im klassizistischen Stil erbaut. Besonders hervorzuheben sind der noch ursprüngliche Mosaikboden, die in die Rückwand eingelassene Kanzel sowie überhaupt die Schlichtheit der Kirche, die auf den Einfluss der reformierten Konfession zur Gründungszeit zurückgeht.
Die Kirche dient immer wieder als Raum der Begegnung mit Musik und zeitgenössischer Kunst. Nicht nur Künstler schätzen die schlichte und klare Atmosphäre dieses lichtdurchströmten Raumes. Tages- und Jahreszeit prägen das Raumerlebnis ebenso wie die für das oberbayerische Umfeld gänzlich ungewöhnliche Bildlosigkeit. Mit ihrer Ornamentik sticht allein die Barockorgel hervor, ein Geschenk der Königin Karoline aus der Klosterkirche in Tegernsee.
Seit Anfang an gehört die evangelische Kirchengemeinde zur Geschichte und zum Ort Großkarolinenfeld. Einzigartig in Bayern ist das ökumenische Band, dass diesen Ort seither verbindet. Evangelische und katholische Handwerker haben den Bau errichtet und gemeinsam eingeweiht.
Zum 200-jährigen Jubiläum muss die Kirche generalsaniert werden. Neben der Beseitigung von Feuchtigkeit im Dachstuhl und statischen Problem am Turm muss der Fußboden denkmalgerecht saniert und die gesamte technischen Ausstattung erneuert werden. Der Raum selbst soll mit einer freien Bestuhlung künftig flexibler nutzbar sein. Neue Prinzipalia sollen einen starken künstlerischen Akzent setzen.
Im Mai 2021 wurde der Förderverein Karolinenkirche e.V. (www.karolinenkirche.de) gegründet. Seinem Motto gemäß „Kunst. Kultur. Begegnungen wagen“ soll die Kirche neben ihrer spirituellen Bedeutung künftig mit einem erweiterten Nutzungskonzept als Ort der Kultur und der Begegnung im ländlichen Raum genutzt und damit geöffnet werden.